29. April 2020 Redaktion

Breite Allianz fordert, den Bunker in Urdorf zu schliessen

Bild: barrikade.info

Im unterirdischen Bunker in Urdorf leben über 30 Geflüchtete unter unwürdigen Bedingungen. Inzwischen gibt es drei Corona-Verdachtsfälle, aber Social Distancing ist unmöglich.

Der Bunker Urdorf ist ein unterirdischer Bunker, in dem zur Zeit mehr als 30 Geflüchtete untergebracht sind. Darunter sind Menschen, die schon fast 20 Jahre in der Schweiz wohnen und Familie haben. Im Bunker Urdorf gab es inzwischen drei Corona-Verdachtsfälle. Zwei davon sind noch dort.

Es handelt sich in Urdorf um eine sogenannte «Notunterkunft». Verantwortlich für ihren Betrieb sind die ORS AG und das Kantonale Sozialamt unter dem Sicherheitsdirektor Mario Fehr (SP). De facto ist der Bunker eine Massenunterkunft, in der das Einhalten der Social-Distancing-Richtlinien unmöglich ist. Damit ist die Wahrscheinlichkeit weiterer Infizierungen stark erhöht. Viele Bewohner*innen des Bunkers Urdorf weisen zudem eine Vorerkrankung wie latente Tuberkulose auf. Das Risiko eines allfällig tödlichen Verlaufs der Krankheit ist damit ebenfalls stark erhöht. Eine Unterbringung der Bewohnenden verteilt in Einzelzimmer, zum Beispiel in leerstehenden Hotels, wäre ohne Weiteres durchführbar.

Eine breite Allianz von Organisationen, darunter die Autonome Schule Zürich, fordert das Sozialamt des Kantons Zürich auf, den Bunker Urdorf sofort zu schliessen. In der Begründung der Forderung heisst es: «Massenunterkünfte stellen nicht nur eine Gefahr für die Geflüchteten dar, sondern auch für die Gesundheit im Kanton Zürich. Sie stellen Orte dar, wo sich Virus-Infektionen schnell und ungehindert verbreiten können. Mit der Schliessung des Bunkers wird also nicht nur die Gesundheit der Geflüchteten, sondern auch jene der Restbevölkerung geschützt.»

«Die Schweiz: ein Land der Menschenrechte? Wer Urdorf kennt, weiss, dass das nicht stimmt»

Die Schliessung des Urdorf-Bunkers sei ohnehin überfällig: Es herrscht miserable Luft, es gibt kein Sonnenlicht und keinen Handyempfang. Der Bunker ist immer wieder von Bettwanzen befallen. Eine Privatsphäre ist nicht möglich. Mit täglich 8.50 Franken zur Verfügung ist ein menschenwürdiges Leben nicht möglich.

Da die psychische Belastung enorm ist, leiden viele Bewohnende unter Depression und Posttraumatischen Belastungsstörungen. „Die Schweiz: ein Land der Menschenrechte? Wer Urdorf kennt, weiss, dass das nicht stimmt“, sagt ein Bewohner in Urdorf der Papierlosen Zeitung. Hier schildert er die unwürdigen Lebensumstände im Bunker.

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