3. Juni 2024 Mans Cali, Katharina Morello
Die Schweizer Asylpolitik schafft es sogar, unter Geflüchteten für Ungleichheit zu sorgen. Der Versuch, sich einen Reim darauf zu machen.
Sie stammt aus Somalia. Sie lebt seit mehr als zehn Jahren in der Schweiz. Ihr Aufenthaltsstatus ist F. Vorläufig aufgenommen. Mit F darf sie zwar arbeiten, aber viele Arbeitgeber:innen zögern, F ist ihnen zu unsicher. Es reichte bei ihr bloss für einen schlecht bezahlten Tellerwäscherinnen-Job. Reisen, einmal ins Ausland in die Ferien, Verwandte besuchen, die es in ein anderes europäisches Land verschlagen hat, kann sie mit F nicht. Ein Recht auf Familiennachzug hat sie mit F nicht, ihre Kinder wachsen zu Hause in Somalia ohne die Mutter auf.
Sie sagt: «Wenn ich weiss wäre, wenn ich blond wäre, dann hätte ich hier ein besseres Leben gefunden.» Im Gegensatz zu vielen ihrer Landsleute weiss sie, dass für Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine geflohen sind, der Schutzstatus S eingerichtet wurde. Ein Aufenthaltsstatus mit deutlich mehr Möglichkeiten und Rechten. Dieses Wissen erfüllt sie mit Bitterkeit. Auch sie ist vor einem Krieg geflüchtet, doch eben «nur» aus Afrika …
Die Buchstaben S und F symbolisieren für sie, wie geflüchtete Menschen in der Schweiz unterschieden und schubladisiert werden. «S steht für sweet und F für fucked up», sagt sie.
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