6. Juni 2024 Reya Morgado
Mitten im Herzen einer von Finsternis erfassten Gemeinschaft brach ich zu einer Reise auf, die meine Vorstellung von menschlicher Widerstandskraft für immer verändern sollte. Jahrelang war ich Zeuge gewesen, wie ein kaputtes System zu einer endlosen Schleife von Massenverhaftungen und unvorstellbaren Tötungen führte. Eine unerbittliche Welle der Ungerechtigkeit hatte das Glas der Hoffnung zerbrochen, als aus den Tiefen der Verzweiflung eine Geschichte auftauchte, die die Welt in ihren Bann ziehen sollte. Eine Geschichte von Chaos, Trotz und der unaufhaltsamen Revolte gegen ein System, kurz vor dessen Zusammenbruch.
Je tiefer ich mich in das Herz des Aufruhrs wagte, desto deutlicher wurden die Risse im System. Unschuldige Bürger:innen, verstummt vor Angst, fanden sich gefangen in einem Netz aus Täuschung und Korruption. Ich konnte die erschütternde Realität mit eigenen Augen sehen, konnte die Schreie der Ungerechtigkeit hören, welche die Luft erfüllten. Durch die Schatten hallten erschreckende Geschichten von willkürlichen Verhaftungen und ungeklärtem Verschwinden, die uns düster daran erinnerten, wie sehr das System in die Irre gegangen war. Das Gefüge der Gesellschaft schien sich aufzulösen, niedergedrückt von der ganzen Last des politischen Elends. Die Gemeinschaft, die einmal vereint gewesen war, wurde durch die heimtückischen Kräfte der politischen Unterdrückung auseinandergerissen, und es blieben tiefe Narben. In dieser Welt wurde das Konzept der Gerechtigkeit zu einer fernen Erinnerung, ersetzt durch willkürlich herrschende Grausamkeit.
Doch es gab, selbst im Angesicht dieser scheinbar unüberwindbaren Widrigkeiten, einen Schimmer von Hoffnung. Auf meinem eigenen Weg durch dieses stürmische Gelände wurde ich Zeugin des entschlossenen Engagements mutiger Einzelpersonen und nicht müde werdender Vertreter:innen von Organisationen, die den repressiven Status quo unbeirrt infrage stellten, oft unter grosser persönlicher Gefahr. Diese furchtlosen Seelen, die in den Abgrund der Verzweiflung gestarrt hatten, waren nicht bereit, dem Druck der politischen Ungerechtigkeit nachzugeben. Sie wurden zum Inbegriff von Widerstandskraft, angetrieben von ihrem unerschütterlichen Willen, die Machthabenden zur Verantwortung zu ziehen und das zerrüttete System zu reparieren.
Seite an Seite mit unmittelbar von Bedrohung und Verfolgung betroffenen Aktivist: innen konnte ich sehen, wie sie sich in ihrem Streben nach Wahrheit und Gerechtigkeit nicht erschüttern liessen. Ob sie sich durch infame Rechtsstreitigkeiten kämpften, öffentlich für ihre Überzeugungen eintraten oder die Mobilisierung der Basis vorantrieben: Immer sah ich das Leuchten ihrer furchtlosen Entschlossenheit.
Ich hörte, wie ihre Stimmen zu einem Schlachtruf wurden, der durch die Strassen der Stadt schallte und im ganzen Land Widerhall fand. Ihre vereinte Botschaft war klar: «Wir lassen uns nicht zum Schweigen bringen. Angst wird uns nicht aufhalten.» Ihre Beharrlichkeit wurde zu einem Leuchtfeuer der Hoffnung, mit dem sie die Dunkelheit durchdrangen und anderen den Weg zu grundlegender Umgestaltung zeigten.
Sie begnügten sich nicht mit leeren Worten, sie ergriffen entschiedene Massnahmen, um all das Leid zu lindern, das durch das kaputte System verursacht wurde. Ob es darum ging, gefährdeten Bevölkerungsgruppen lebenswichtige Hilfe zukommen zu lassen, zu Unrecht Beschuldigten juristischen Beistand zu leisten oder die Solidarität unter den Entrechteten zu fördern – ihre Taten versprachen eine bessere Zukunft.
In den Tiefen der Verzweiflung begannen zerstörte Leben zu heilen, Bruchstücke wieder zusammenzuwachsen, eins nach dem anderen. Das zerbrochene Glas, einstmals Symbol der Angst, wurde zu einem Symbol für Widerstandsfähigkeit und Hoffnung. Jedes Stück, das sich im kollektiven Effort derjenigen, die den Status quo infrage stellten, sorgfältig rekonstruieren liess, erzählte eine Geschichte von Erneuerung und Verwandlung.
Doch die Reise war längst nicht zu Ende. Der Weg zur Gerechtigkeit war langwierig und schwierig, voller Hindernisse und Rückschläge. Dennoch blieben diese mutigen Einzelpersonen und kämpferischen Organisationen standhaft und bildeten eine gewaltige Barriere gegen die Kräfte der Ungerechtigkeit. Ihre Erzählungen zeugen von der anhaltenden Stärke des menschlichen Mutes, der Entschlossenheit und dem unerschütterlichen Glauben, dass Veränderungen nicht nur möglich, sondern unvermeidlich sind.
Als ich die Stadt verliess, nahm ich die unlöschbaren Geschichten derjenigen mit, die sich geweigert hatten, sich von dem zerbrochenen System brechen zu lassen. Ihr Durchhaltevermögen und ihr unbeugsames Engagement für Gerechtigkeit werden für immer eine Quelle der Inspiration sein; eine Erinnerung daran, dass der menschliche Geist selbst in den dunkelsten Zeiten die Fähigkeit hat, hell zu leuchten und ein strahlendes Licht auf den Weg zu einer gerechteren und mitfühlenderen Welt zu werfen.
(Übersetzt von Ulrike Ulrich)