1. Februar 2011 Andreas Cassee

Editorial

Die Papierlose Zeitung ist ein Gemeinschaftsprojekt des Bleiberecht-Kollektivs Zürich, der Autonomen Schule Zürich und des Vereins Bildung für alle. Zwei Autoren wurden kurz vor Redaktionsschluss wegen «illegalen Aufenthalts» festgenommen.

4000 Exemplare haben wir im Frühling dieses Jahres von der ersten Ausgabe der Papierlosen Zeitung gedruckt. Wenige Wochen später war die Zeitung bereits vergriffen. Ein kleiner Hoffnungsschimmer, dass der fremdenfeindliche Konsens noch nicht die ganze Schweiz erfasst hat.

Seit dem Frühling ist viel passiert: Die Autonome Schule hat sich in neuen Räumlichkeiten beim Güterbahnhof eingerichtet, mit der Besetzung der Kleinen Schanze wurde ein neuer Versuch des gesamtschweizerischen Protests gegen die unmenschliche Migrationspolitik unternommen – und die Annahme der Ausschaffungsinitiative hat uns erneut vor Augen geführt, wie schwach unsere Bewegung immer noch ist.

Die zweite Ausgabe der «Papierlosen Zeitung», die die geneigte Leserin nun in den Händen hält, ist mit 16 Seiten bereits doppelt so umfangreich wie die erste. Wiederum sind zahlreiche Artikel von illegali- sierten MigrantInnen («Papierlosen», daher der Name der Zeitung) enthalten. Erstmals veröffentlichen wir jedoch auch Texte von «legalen» BewohnerInnen der Schweiz. Unser Ziel ist die gleichberechtigte Zusammenarbeit von Menschen jenseits der Einteilung in «Legale» und «Illegale», «Betroffene» und «HelferInnen». Und dieses Ziel soll sich auch in der Zusammensetzung der Redaktion widerspiegeln.
Kurz vor Redaktionsschluss gibt es unerfreuliche Neuigkeiten zu vermelden. Die Polizei hat mehrfach Personenkontrollen di- rekt vor der Autonomen Schule durchgeführt. Ein schwerer Schlag gegen das Projekt, das für viele Sans-Papiers die einzige Möglichkeit darstellt, deutsch zu lernen. Zwei Redakteure der Papierlosen Zeitung befanden sich während der letzten Redaktionssitzung in Haft.

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