10. Juni 2024 Anne Fabritius
Spachteln, streichen, reparieren: Wie wir dem Café mit vereinten Kräften zu neuem Glanz verhalfen.
An der Autonomen Schule Zürich (ASZ), in den Dachräumen des Gebäudes am Sihlquai 125, lernen Menschen Deutsch oder besuchen weitere Kursangebote. Davor, danach oder zwischen den Unterrichtsstunden nutzen sie die Möglichkeit, sich im Café im Erdgeschoss gleich neben dem Schulbüro zu treffen, um im Internet zu surfen oder ganz in Ruhe einen Kaffee zu trinken. Es ist ein Begegnungsort für alle, wo gemeinsam gegessen, Kaffee und Tee getrunken, gelacht und diskutiert wird.
«Architecture for Refugees Schweiz» unterstützte die ASZ bereits beim Ausbau der Dachräume und errichtete 2020 den Pavillon im Hof der Schule, der während des Corona-Lockdowns Begegnungen an der frischen Luft ermöglichte. Mit der Vision einer offenen Stadt setzt sich der Verein für einen Austausch auf Augenhöhe ein. Mithilfe partizipativer Hands-on- Projekte werden mögliche Sprachbarrieren zwischen Personen mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund, Alteingesessenen und Neuankommenden, überbrückt. Entscheidend sind das gemeinsame Ausprobieren und der gegenseitige Lernprozess. Bei einem gemeinsamen Nachtessen im Frühjahr 2023 entstand die Idee, im Café zusammen aufzuräumen, Überflüssiges zu entsorgen und die Räumlichkeiten in neuer Farbe erstrahlen zu lassen. Ein kleines, aus Spenden bestehendes Budget sollte eine Woche Ausbesserungsund Malerarbeiten abdecken. Nötiges Werkzeug war noch von früheren Aktionen vorhanden.
Als Initiator:innen und Mitglieder von «Architecture for Refugees» und der Arbeitsgruppe «Café für Alle» der ASZ waren wir zu dritt jeden Tag vor Ort. Die Renovierungsarbeiten fanden als offene Mitmach-Baustelle statt. Daher war es ungewiss, wie viele Personen sich an den Arbeiten beteiligen würden. Während der Renovierungswoche blieb das Café geöffnet – spontanes Mitmachen war erwünscht!
So verspachtelte Luisa die grossen, aufgrund von Feuchtigkeit und Kälte entstandenen Löcher in den Wänden, bevor sie ihre ersten Unterrichtseinheiten an der ASZ vorbereitete. Sie half dabei, Möbel zu verrücken, kaputte Geräte auszusortieren und Werkzeug zu reinigen. Hamza strich die Wände mit rasanter Geschwindigkeit, sodass zum Schluss noch Zeit verblieb, um – wenn auch in ungewöhnlicher Reihenfolge – die Decke ebenfalls zu streichen. Ali sah das geschäftige Treiben im Café zur ungewohnten Tageszeit von der Strasse aus und schloss sich spontan dem kleinen Renovierungstrupp an. Er half mit den Verkabelungen, montierte eine neue Leuchte und brachte die Lautsprecher wieder zum Summen. Nach dem Durchführen ihrer Unterrichtseinheiten griffen auch Amy und Dieter zu den Pinseln und zogen den Rand des dunkelblauen Sockelbands nach. Faysal und Baba demontierten die Kücheneinrichtung, um sie gründlich reinigen zu können und nachher neu zu verschrauben und abzudichten. Innerhalb einer Woche wurde gemeinsam Platz geschaffen; kaputte Gegenstände wie ein alter Kühlschrank, ein defekter Fernseher und leere Gaskartuschen wurden entsorgt.
Trotz stetigem Kommen und Gehen fand sich in diesen Tagen eine Gruppe von Personen mit unterschiedlichsten Hintergründen zusammen, die den Café-Raum verändern wollten. Beim gemeinsamen Arbeiten traten Alltagsprobleme wie das Härtefallgesuch oder die Jobsituation in den Hintergrund. Mit vereinten Kräften wurde ein Projekt in die Tat umgesetzt, die eigene handwerkliche Fähigkeit geschult und das Café als Identifikationsraum gestärkt.
Alle sind herzlich eingeladen, sich die veränderten Räumlichkeiten selbst anzusehen: Das Café ist immer montags, mittwochs und freitags tagsüber geöffnet. Kaffee und Tee kosten 50 Rappen; Znacht gibt es jeden Mittwoch und Freitag ab 17.45 Uhr für zwei Franken.