24. Februar 2014 Tewelde Tekle

Eritrea: Eine Geschichte aus der Kolonialzeit

Fahrzeug­Friedhof mit Militär­Schrott aus dem eritreischen Unabhängigkeitskrieg. (Foto: Reinhard Dietrich, Wikimedia Commons)

Ich heisse Tewelde Tekle und komme aus Eritrea. Ich lebe seit dem 18. Juli 2012 in der Schweiz. Ich habe ein grosses Interesse an Kultur, Sprache und Geschichte. Zurzeit, das weiss ich, ist mein Deutsch noch nicht gut, aber mit der Zeit werde ich ein Schriftsteller werden.

Meine Muttersprache ist Tigrinya. Englisch habe ich in der Schule gelernt und Arabisch verstehe ich auch. Es ist sehr schwierig über meine Kindheit zu schreiben. Aber ich werde es versuchen.
Meine Geschichte ist ganz anders als andere Geschichten. Als ich ein Kind war, spielte ich mit meinen Freunden. Immer wieder erfanden wir verschiedene Spiele. Aber die schlimmsten Erinnerungen habe ich wegen der Kolonie.

In Eritrea hat jede Stadt und jedes Dorf eine besondere Geschichte in Verbindung mit der Fremdherrschaft. Ich kann nicht alles auf Papier festhalten oder erzählen. Aber ich versuche eine ganz kleine Geschichte über mein Dorf aufzuschreiben. Segeneity ist der Name von meinem Dorf. Ich werde nie in meinem Leben all die Schwierigkeiten und die unerträglichen Situationen vergessen, die meiner Mutter und mir passiert sind.

Es war 1988, während des Krieges zwischen den Truppen der Kolonialmacht, Äthiopien, und den eritreischen Guerillatruppen. Die Situation in meinem Dorf war ein bisschen schwieriger als die in anderen Dörfern. Der Grund dafür war die geografische Lage meines Dorfes. Segeneity lag genau zwischen den Besatzungstruppen und den eritreischen Guerillatruppen, deshalb konnte man sich nicht friedlich bewegen. Eines Tages verlor ich eine meiner Ziegen im Wald. Am nächsten Tag gingen meine Mutter und ich früh am Morgen zusammen in den Wald. Glücklicherweise fanden wir unsere Ziege, aber leider hatten die Äthiopier uns von ihrer Festung aus gesehen. Und plötzlich haben sie das Feuer eröffnet, direkt auf uns. Es war ein sehr kritischer, schwieriger Moment. Meine Mutter fing an zu beten, aber ihr Gebet konnte die Kugeln nicht stoppen. Sie führte mich zu einem kleinen Felsen und wir versteckten uns dahinter. Meine Mutter weinte und betete. Dutzende, Hunderte von Kugeln haben sie auf uns abgeschossen. Damals verstand ich nicht, warum, aber jetzt schon.

Heute wiederholt sich diese Geschichte in meinem Land. Es ist wie in der alten äthiopischen Kolonie. Viele Leute sind im Gefängnis ohne sachliche Gründe.

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