1. Mai 2015 Sibani Gurung

Frauenhandel Nepal – Indien

Ich werde euch von einer wahren Begebenheit berichten. In Mumbai verkaufen sie Mädchen aus Nepal. Ich weiss nicht, wo ich anfangen soll. Wenn ich an diese Frauen denke, schmerzt mein Herz. Sie werden wie eine Ziege oder ein Schaf verkauft. Diese Mädchen gelten nicht als Menschen. Sie werden behandelt wie Tiere. Wenn sie in Mumbai sind, müssen sie tun, was man ihnen sagt. Und wenn sie Nein sagen, dann werden sie geschlagen oder mit der Zigarette verbrannt. Sie können nicht leben und auch nicht Selbstmord begehen. Sie leben zwar, aber innen sind sie tot. Sie weinen nicht Wasser, sondern Blut. Wenn sie weinen, leben sie. Sie können nicht sagen: «Das ist mein Körper.»

Wenn man eine Ziege verkauft, tötet man sie und schneidet sie in kleine Teile. Ebenso schneidet man das Leben der Mädchen in kleine Teile, indem ihr Körper den Freiern Tag für Tag verkauft wird. Diese Mädchen werden behandelt, als ob sie Ziegen wären, aber sie leben doch und leiden deshalb.
Nach so viel schlechter Zeit hat eine vielleicht einmal Glück und kann fliehen und nach Nepal zurückgehen, aber ihre Familie und die Gemeinschaft akzeptieren sie nicht mehr. Das verkaufte Mädchen dachte, sie hätte Verwandte, aber das ist falsch. Sie hat niemanden mehr, niemanden. Nun hat sie zwei Möglichkeiten: Selbstmord begehen oder die traurige Familie und Gemeinschaft verlassen. Aber wohin kann sie gehen? Zu welchen Menschen? In welches Land? Welcher Ort akzeptiert sie? Gibt es irgendeinen Ort, wo sie nicht weniger wert ist als die übrigen Menschen, wo sie mit den anderen auf Augenhöhe in einer Gemeinschaft leben kann?

Dieser Text ist für das Radio Lora im Rahmen des Programms «Frauenstimmen» entstanden. Die ASZ-Frauengruppe hat dafür Beiträge zum Thema «Frauen auf der Flucht» verfasst.

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