8. Februar 2013 Abed Azizi
Meine Lehrerin hat mir eine Geschichte erzählt. Eine Geschichte über eine Katze in ihrem Dorf. Jemand aus ihrem Dorf hat seine Katze verloren. Sie haben die Katze gesucht, aber sie haben sie nicht gefunden. Am Schluss haben sie gelacht: «Asylbewerber haben die Katze genommen und gegessen».
Aus einem Witz wird schnell Realität. Ich weiss nicht, war es ein Witz oder Ernst. Aber wir essen keine Katzen, wir brauchen auch keine Katzen, wir haben keinen Platz für uns selbst. Vier Personen pro Zimmer, was soll ich mit einer Katze. Eine Katze braucht Milch, ich habe nicht einmal Geld für mich. Meine Augen werden immer feucht, weil ich denke, überall wo ich bin, schauen mich die Leute nicht normal an und ich habe das Gefühl, ich bin zweite oder dritte Klasse. Schweizer respektieren mich nicht, aber jeden Tag besetze ich viel Platz in der Zeitung, bin das wichtigste Thema hier. Das macht mich kaputt. Wir sind nicht so schrecklich wie ihr denkt. Wir sind wie ihr, wir respektieren das Gesetz. Ich höre Kinder, die sich sagen: «du bisch so asyl». Asyl heisst dort ein schlechter Charakter und ich weiss nicht woher das kommt.
Sie sagen, dass ich kriminell bin. Jetzt haben sie im «Blick am Abend» geschrieben, dass 60% von uns HIV-positiv sind. Aber leider darf ich mich nicht verteidigen, weil ich Asylbewerber bin, und ich versuche, meine Würde zu verteidigen, aber wo? Viele Leute glauben, was die Zeitung und die Medien geschrieben haben.Alles ist Realität. Aber ich weiss nicht, wieso sie solche grosse Fehler oder rassistische Lügen in einer grossen Zeitung schreiben dürfen, und niemand kontrolliert und ist verantwortlich in der Schweiz. Das ist eine grosse Frage für mich, denn die Kinder wissen schon, dass diese Nachricht unglaubwürdig ist. Warum weiss ein Journalist das nicht?
Sie zeigen ein schlechtes Bild von Asylbewerbern und falsche Informationen über sie. Wenn es schlechtes Wetter ist, bekomme ich Stress, weil sie vielleicht sagen, die Asylbewerber sind schuld. Auch wenn jemand etwas Schlechtes macht, müssen wir überlegen: Warum hat er das so gemacht? Was waren die Gründe? Und dann müssen wir eine Lösung finden für das Problem, damit sich nicht nochmal die gleichen Probleme wiederholen.
Ich hoffe, dass die Leute selber im Kontakt mit Asylbewerbern nachdenken und hören, was für Probleme sie haben, und dass sie nicht nur falsche Informationen lesen und hören.