2. Juli 2019 Bereke Gebremariam
Vor zwei Monaten wollte ich in einen Club an der Langstrasse. Doch ich wurde nicht hereingelassen.
Für die Schweizer Clubs gibt es zwei Arten von Geflüchteten. Sie haben ihre eigenen Gesetze, obwohl die Bundesverfassung unter Art. 8 Rechtsgleichheit verspricht, damit niemand diskriminiert wird: «Namentlich nicht wegen der Herkunft, der Rasse, des Geschlechts, des Alters, der Sprache, der sozialen Stellung, der Lebensform, der religiösen, weltanschaulichen oder politischen Überzeugung oder wegen einer körperlichen, geistigen oder psychischen Behinderung».
Vor zwei Monaten wollte ich mit zwei Freunden in einen Club an der Langstrasse. Wir hatten Geld und waren bereit, den Eintritt zu bezahlen. Der Türsteher fragte uns nach unseren Ausweisen und wir zeigten sie. Die beiden Freunde, die B-Ausweise haben, konnten rein – ich nicht. Weil ich vorläufig aufgenommen bin und einen F-Ausweis habe. Aus diesem Grund wollte er mich nicht reinlassen. Damals habe ich mir gedacht: Das ist ein komischer Club. Und ich habe den Türsteher gefragt, warum ich mit einem F-Ausweis nicht reinkommen darf. Er hat mir gesagt, dass sein Chef ihm aufgetragen habe, Menschen mit F-Ausweis nicht reinzulassen. Meine Freunde sind wieder herausgekommen, weil sie dort auch nicht bleiben wollten.
Eine Woche später versuchte ich in Winterthur wieder, zwei Clubs zu besuchen und durfte wieder nicht hinein. Der Türsteher sagte mir, dass er das auch nicht gut finde. Aber weil sein Chef ihm das so gesagt habe und er von ihm bezahlt werde, müsse er das machen. Was ich bemerkt habe: Türsteher fragen nicht alle Menschen nach ihrem Ausweis, sondern nur Menschen, die anders aussehen. Zum Beispiel Menschen, die eine dunkle Hautfarbe und schwarze Haare haben. Weil sie automatisch davon ausgehen, dass sie nicht hierhergehören. Der Türsteher erklärte mir, dass sie keine Menschen mit F-Ausweis reinlassen dürfen, weil die zu wenig Geld hätten, das sie ausgeben könnten. Und weil die Clubbesitzer denken, dass Menschen mit F-Ausweis eher kriminell seien und dem Club schaden könnten.
In dieser Nacht habe ich mich gefragt, wie viele Menschen es in der Schweiz gibt, die keinen B-Ausweis, sondern F- oder andere Bewilligungen wie N-Ausweise haben. Und ob das überall in der Schweiz so ist, dass diese Menschen dann nicht mal einen Club besuchen können. Und wie lange sie schon so gelebt haben und noch immer leben. Anderen ist es egal, weil es sie nicht betrifft, weil sie es nicht wissen oder weil sie nicht darüber nachdenken, was das für diese Menschen bedeutet.
Man ist nicht wegen einer Party oder einem Club hierhergekommen. Aber wenn man hier lebt, möchte man manchmal auch Spass haben und sich erholen. Manchmal wird man gefragt, ob man sich wie zu Hause fühlt. Was soll man antworten, wenn es solche Situationen gibt?
Ich war in verschiedenen Ländern, in denen es keine Demokratie und freie Meinungsäusserung gibt, aber ich wurde dort nicht von privaten Unternehmen diskriminiert. Ich denke, dass hier Menschen aus Profitsucht und aufgrund von Vorurteilen in verschiedene Klassen unterteilt werden. Hier, wo es eigentlich Freiheit und Gleichheit gibt. Die jedoch nicht für jeden und jede gilt. Dieses Beispiel zeigt, dass sich manche herausnehmen können, andere zu diskriminieren und deren Rechte einzuschränken. Und das richtet sich gegen die Integration in die Gesellschaft, das Thema, mit dem sich die Gesellschaft die ganze Zeit beschäftigt.