7. Juni 2024 Mo Wa Baile
Aktivist:innen stecken viele unbezahlte Arbeitsstunden in den Kampf gegen Racial Profiling. Auch wenn Fälle vermehrt thematisert werden: Polizeigewalt geschieht noch immer – und sie betrifft uns alle.
Danke an alle, die mit ihrer Zeit, ihrem Wissen, ihrem Aktivismus – und finanziell – die Aufarbeitung von Fällen des rassistischen Systems unterstützen. Danke an alle, die gegen rassistische Polizeigewalt mobilisieren. Mit unserem Engagement schreiben wir Geschichte, indem bekannt und dokumentiert wird, dass rassistische Polizeikontrollen und struktureller Rassismus in der Schweiz stattfinden, und indem wir uns aktiv und kreativ dagegen wehren. Wir zeigen zudem auf, dass das Schweizer Justizsystem systematisch rassistisch agiert, indem es Opfern von Racial Profiling bisher keine Möglichkeit gab, Recht und Gerechtigkeit zu erfahren. Ein besonderer Dank geht an die antirassistischen Kollektive für unzählige unbezahlte Arbeitsstunden, für die strategische Planung, Vernetzung und die gegenseitige Unterstützung.
Diese rassistische Struktur hat Wilson A. fast umgebracht. Sie hat Nzoy getötet. Diese rassistische Struktur hat viele umgebracht: Reza, Nesurasa, Susanna, Sezgin, Saleh, Mohsen, Mike, Lamin, Subramaniam, Herve, Medina, Alex, Andy, Abdi, John, Mariame, Al-Husein, Ousman, Anthony, Yaya, Claudio, Osuigwe, Hamid, Cemal, Samson, Khaled.
Kilian war ein weisser Schweizer und starb in einer Zelle der Kantonspolizei Bern. Hans Jürgen und der obdachlose Mario sind zwei weisse Menschen, die in Deutschland zu Tode gekommen sind – im gleichen Polizeirevier, wo Oury Jalloh ermordet wurde. Polizeigewalt betrifft auch weisse Menschen. Wir brauchen einander. Wir brauchen unsere gegenseitige Unterstützung.
Wir sind die Familie von Wilson
Wir sind die Familie von Nzoy
Wir sind die Familie von Mariame
Wir sind die Familie von Herve
Wir sind die Familie von Susanna
Wir sind die Familie von Mike
Wir sind die Familie von Kilian
Wir sind die Familie von Lamin
Es ist unsere Pflicht, uns gegenseitig zu unterstützen. Es ist unsere Pflicht, uns gegenseitig zu schützen.
Touch one, touch all!
EGMR rügt die Schweiz wegen Racial Profiling
Bei einer Personenkontrolle am Zürcher Hauptbahnhof im Jahr 2015 weigerte sich Mo Wa Baile, seinen Ausweis zu zeigen, weswegen die Polizei ihn büsste. Wa Baile zog den Fall weiter und bekam nun am 20. Februar 2024 Recht: Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in Strassburg stellte einstimmig eine diskriminierende, rassistische Polizeikontrolle fest. Der Fall wurde als «Impact Case» behandelt und hat somit eine besondere Bedeutung für die Vertragsstaaten der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK). Und damit gilt auch für die Schweiz: Die Behörden können Racial Profiling nicht länger ignorieren.