24. Februar 2014 Frauengruppe ASZ

Wir nehmen uns Raum!

Diese Bilder von wichtigen Frauen hat die Frauengruppe an einem der monatlichen «Frauenznacht» gemalt.

Stimmen aus der Frauengruppe der ASZ

Seit etwa einem Jahr gibt es an der Autonomen Schule eine Frauengruppe. Als erste öffentliche Aktion wurde die gesamte Schule am 8. März 2012 zum Frauenraum deklariert. Eine Demo forderte am 8. März «Frauenräume Subito!». Inzwischen haben wir diese Forderung umgesetzt und treffen uns seit ein paar Monaten im selbstverwalteten Frauenraum innerhalb der Autonomen Schule. Auf dem Programm stehen monatliche «Frauenznachts», wöchentliche Sitzungen und verschiedene Projekte wie ein Radioprojekt zu Frauenkörpern oder ein Filmprojekt zu sexueller Belästigung. Fünf Frauen haben sich gegenseitig befragt – zum Frausein, zum Frauenraum, zu Plänen und Träumen.

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Für mich war es immer wichtig, dass ich eine Frau bin. Ich habe viele Frauen bewundert, ganz anders, als ich Männer bewunderte. Das blieb so, auch nachdem ich Judith Butler gelesen hatte und darüber nachdachte, dass wir aus Körpern Frauen- und Männerkörper MACHEN, dass es nicht einfach Frauen und Männer GIBT. Das ist ein wichtiger Gedanke, aber trotzdem bin ich hier und jetzt eben Frau. Es ist wichtig für mich, als Frau zu denken und Politik zu machen. Die Geschlechter sind zwar nicht «natürlich», aber sie beeinflussen unser Leben sehr stark. Wir haben als Frauen spezifische Probleme. Es ist wichtig, dass wir uns darüber austauschen und gemeinsam stärker werden.
Es ist übrigens gar nicht so, dass ich schon immer gerne mit Frauen zusammen gewesen wäre. Mit gleichaltrigen Frauen hatte ich oft Probleme. Ich denke, gerade auch die Spannungen zwischen Frauen sind ein Problem, das aus der gesellschaftlichen Situation von Frauen entsteht. Wenn wir das gemeinsam angehen, bedeutet das sehr viel. Dass Frauen starke Beziehungen untereinander haben können, ist für mich die Grundlage einer notwendigen politischen Arbeit. Nun bin ich gerne mit Frauen zusammen, ich finde es wunderbar, uns auszutauschen, gemeinsam zu lachen, Pläne zu entwickeln und Neues auszuprobieren.

Natürlich könnten auch Männer einen «Männerraum» machen und sich dort austauschen. Allerdings denke ich, dass es schon sehr viele Männerräume gibt, nur heissen sie offiziell nicht so. Die ASZ ist auch ein Männerraum, jedenfalls zu gewissen Zeiten. Ganz sicher war sie ein Männerraum, bevor wir uns den Frauenraum eingerichtet haben. Ich bin sehr glücklich darüber, wie viel sich nur schon in dieser kurzen Zeit an der ASZ verändern konnte. Wir Frauen brauchen untereinander starke Netzwerke – starke Männer-Netzwerke gibt es bereits viele, denke ich. Natürlich gehören dort nicht alle Männer dazu, denn das Geschlecht ist nicht das einzige Ausschlusskriterium. Aber es ist eines, das Frauen ganz anders betrifft als Männer.

In der Frauengruppe habe ich klarer als je zuvor gelernt, was es heissen kann, zusammen zu arbeiten, obwohl wir sehr verschieden sind und unterschiedliche Erfahrungen haben. Ich lernte, wie tief es gehen kann und was es für die Zusammenarbeit bedeutet, Erfahrungen von andern zu respektieren, genau so wie die eigenen, und von diesem Punkt aus gemeinsam etwas zu schaffen. Natürlich habe ich das nicht fertig gelernt und mache nun alles perfekt, ich muss noch viel lernen. Aber es ist in mir viel in Bewegung gekommen dank unserer Gruppe.  Zudem bin ich mutiger geworden, wenn es darum geht, Probleme anzusprechen. Wir haben oft thematisiert, wie wir reagieren, wenn Männer uns belästigen. Das hat mich gestärkt – auch für andere Konfliktsituationen oder einfach für Situationen, in denen ich meine Meinung sagen möchte.

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Ich komme in den Frauenraum, um verschiedene Frauen zu treffen. Wir diskutieren über alles, wir lachen. Wir diskutieren über Familie und Männer und Frauen und auch Kinder. Wir Frauen lernen: Es ist nicht interessant, nur zu Hause zu blieben – wir Frauen können auch draussen in der Welt sein. Wir arbeiten über Begegnungen mit Männern. Es geht um Vertrauen und Selbstvertrauen.

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Ich will mich mit anderen Frauen treffen, weil ich denke, eine Frau versteht meine Probleme.
Warum ich in der Frauengruppe bin? Weil ich eine Frau bin und weil ich die Situation von Frauen kenne. Hier will ich nach Freiheit für Frauen Freiheit suchen.
Für mich ist dieser Raum sehr wichtig: Etwas zu haben, dass uns Frauen gehört.
Ich habe in der Frauengruppe viele Frauen kennen gelernt. Ich habe gelernt, wie ich eine Sendung machen und wie ich im Radio sprechen kann. Ich habe gelernt, dass ich, wenn ich etwas Schlechtes erlebe, auch sagen muss, dass es schlecht ist. Auch wenn ich sehe, wie einer anderen Frau etwas passiert.

Was mir Freiheit bedeutet? Freiheit ist sehr wichtig. Frauen haben fast keine Freiheit, wir müssen dafür kämpfen.

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Seit es den Frauenraum gibt, weiss ich, dass es einen Ort für mich gibt. Ich bin mega glücklich, dass ich dort mehr Frauen treffen kann. Ich bin hier, weil ich die Frauengruppe interessant und wichtig finde. Für mich es ist ein Ort, wo andere Frauen mit verschiedenen Erfahrungen sind. Diese Diversität ist wichtig in einer Gruppe. Was ich noch machen will im Frauenraum? Ich möchte mehr politische Bildung, eine Identität als Gruppe konstruieren. Ich möchte auch gerne, dass dieser Frauenraum voll ist. Mehr Bücher und Videos, eine kleine Bibliothek. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wir uns, obwohl unsere Sprache manchmal ein Problem sein kann, sehr gut verstehen. Obwohl wir aus verschiedenen Ländern kommen, haben wir fast die gleichen Träume und Probleme, wie zum Beispiel sexuelle Belästigung. Ich habe im Frauenraum mehr Frauen mit meinen Interessen getroffen. Ich habe auch mehr Frauenorganisationen kennengelernt.

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Als Frauen müssen wir uns unbedingt treffen und über unsere Sachen reden: Probleme, Träume, unsere Sexualität, unser Leben… Wir müssen lernen, wie Schwestern zu arbeiten. Als Frauen brauchen wir einen Raum, damit wir uns treffen, reden, lachen können. Im Frauenraum finde ich viel Motivation.
Die ASZ ist eigentlich normalerweise ein Männerraum. Meistens, wenn ich in die ASZ komme, sind überall nur Männer, und keine oder sehr wenig Frauen. Viele Leute verstehen es nicht, wenn man von Frauenräumen spricht. Sie fragen: Warum wollt ihr einen Frauenraum? Wir sollten doch alle zusammen Politik machen, Männer und Frauen. Die Realität ist aber anders: Es gibt viele Männerräume, und das ist so normal, dass man sie nicht mal mit «Männerraum» anschreiben muss. Wenn es aber einen Frauenraum gibt, dann fällt das sofort auf. Für manche störend. Es gibt aber Frauen und Männer, die keine Lust auf diese Männerräume haben und sich freuen, dass es den Frauenraum gibt.

In der Frauengruppe habe ich die Erfahrung gemacht, dass man neue Wege finden kann, wenn echtes Interesse besteht, einander kennenzulernen und zusammen zu handeln. Ich habe im letzten Jahr soviel gelernt, weil wir vieles ausprobiert haben. Zuerst haben wir versucht, Sitzungen zu machen. Uns ist aber aufgefallen, dass Sitzungen schwierig sind, wenn nicht alle die gleiche Sprache sprechen. Also haben wir anderes ausprobiert: zusammen essen – so kann man sich auch kennenlernen. Wir haben Rollenspiele gemacht, um uns über unsere Erfahrungen und Erlebnisse auszutauschen. Für mich war das eine sehr spannende Entwicklung. Auch in anderen Gruppen beklagen sich viele über die Sitzungsstruktur, aber versuchen nicht, etwas anderes zu entwickeln.

Die Frauengruppe bedeutet mir viel. Sie gibt mir viel Kraft, und ich bin sehr glücklich über unsere Arbeit. Für mich ist es sehr befreiend, mich in einer Gruppe zu bewegen, in der ich nicht mit männlicher Dominanz konfrontiert bin. Das eröffnet wirklich einen neuen Raum.

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