1. Mai 2015 Zyram, migrantischer Aktivist in Calais

Calais, die Hölle der Migrant_innen

Calais, eine im Norden Frankreichs gelegene kleine Stadt, ist wegen ihres Hafens und des Ärmelkanaltunnels stark mit Grossbritannien verbunden. Sie ist deshalb für viele Migranten, die vor dem Krieg fliehen, wichtige Zwischenstation. Unter ihnen sind Syrier, Iraker, Sudaner, Afghanen, Pakistani, Ägypter, Somalier, Eritreer, Iraner, Kurden, Äthiopier… auch Frauen und Kinder, sowie alte Menschen. Alle leben sie unter unmenschlichen Bedingungen in illegalen Flüchtlingslagern in kleinen Waldstücken, die sie «Jungle» nennen, verlassenen und zerfallenen Häusern, die sie als Squats nutzen, oder einfach auf der Strasse.

Über 3000 Menschen befinden sich auf diesem Leidensweg. Sie müssen selbst für Nahrung und Unterkunft sorgen, denn Frankreich hat für seine politischen Flüchtlinge keine Unterstützung vorgesehen. Sie führen ein hartes Leben und wollen um jeden Preis ihr persönliches Eldorado Grossbritannien erreichen.

Warum Grossbritannien?

Grossbritannien ist für viele Flüchtlinge das beste Ziel, weil es sie als einziges Land mit Würde empfängt. Auch ist die Zeit, die man braucht, um ein Asylgesuch zu stellen, mit Abstand die kürzeste in Europa. Und die Landessprache ist für die meisten Flüchtlinge die erste Fremdsprache.

Das tägliche Leben der Migrant_innen

Wiederholte Festnahmen und Gefängnis;
Physische Gewalt und Rassismus der Polizei;
wiederholte Vertreibung aus Lagern und Hausruinen;
Zerstörung der Zelte und des persönlichen Hab und Guts –
so sieht es aus, das tägliche Leben einer_s Migrant_in in Calais.

Mit welchen Mitteln versuchen sie, nach Grossbritannien zu gelangen?

Sie versuchen unter Lebensgefahr den Ärmelkanal zu überqueren.
Sie verstecken sich unter oder in einem Lastwagen.
Sie versuchen im Eurotunnel auf einen Schnellzug mit 300km/h aufzuspringen.

Welche Hilfe erhalten sie?

Von Seiten Frankreichs ist keine Unterstützung vorgesehen. Die einzige, seltene Hilfe, die sie erhalten, ist eine Mahlzeit pro Tag von den lokalen Vereinen, von Nachbarn, von Menschenrechtsaktivist_innen oder von anteilnehmenden Menschen aus aller Welt.

Die Grenze tötet! 

2014: 18 Menschen
2013: 3 Menschen
2012: 5 Menschen
2011: 7 Menschen
2010: 2 Menschen
2009: 7 Menschen
2008: 3 Menschen
2007: 2 Menschen
2006: 1 Mensch
2002 : 1 Mensch

Dies sind nur die offiziellen Zahlen, die Dunkelziffer liegt noch höher.

Adam Ali Mahde (1982 - 2010), Kherullah Maroufkhel (7. Juli 2009), Monsieur X (5. Juli 2008), Youssef (2009), Monsieur Y (15. März 2009) ...

Von manchen weiss niemand, wer sie waren oder wie sie hiessen. Sie sterben unter den Lastwagen, unter denen sie sich verstecken, sie stürzen auf die Autobahn. Sie sterben an Krankheiten, erfrieren, ertrinken oder werden durch rassistische Handlungen von Seiten der Polizei getötet. Manchmal kennt man die Todesursache gar nicht.

Was man wissen muss!

In Calais leben einige Personen, die als Flüchtlinge anerkannt sind oder Asyl beantragt haben, noch immer auf der Strasse, weil der Staat ihnen keine Unterkunft bietet. Darunter sind auch Student_innen, Ärzt_innen, Professor_innen, die ihr normales Leben aufgrund eines Kriegs nicht weiterführen konnten. Sie sitzen nicht untätig herum, sie wollen sich fortbilden und die Sprache des Landes lernen, in dem sie sich befinden. Leider sind die Mittel dazu nicht vorhanden. Ihr Traum ist es, eine Schule zu haben, die sie akzeptiert und ihnen die Möglichkeit bietet, zu lernen. Ein Projekt zur Eröffnung einer autonomen Schule wurde gestartet, dafür braucht es Unterstützung.


Wie helfen?

Sie können die Flüchtlinge besuchen und vor Ort unterstützen. Wenn Sie aus Distanz helfen wollen, hier eine Liste mit benötigten Dingen:

Zelte / Schlafsäcke / Decken / Teppiche / Planen / Velos / Computer / Mobiltelefone / Drucker / Kopierer / Laptops / Kleider / Jacken / Schuhe / Handschuhe / Socken / Mützen / Pullover / Medikamente

Sie können auch Geld spenden.

Kontakt in der Schweiz: info@bildung-fuer-alle.ch
Geldspenden: Verein Bildung für Alle, PC 46-110-7, Vermerk «Calais»

Übersetzung aus dem Französischen von Nadja Morello

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