1. Februar 2011 Anonym

Sie spielen mit uns

Demonstration vor dem Bundesamt für Migration in Bern am 30. Juni 2010

Vor drei Jahren haben wir eine grosse Aktion in Zürich gemacht. Viele Menschen haben mit uns gekämpft, und wir sind lange geblieben.

Einige von uns haben Hungerstreik gemacht. Sie kämpften nur für ein normales Leben. Essen alleine ist kein normales Leben. Andere haben mit der linken Presse Interviews gemacht und über ihre schwierige Situation gesprochen.

Die Migros-Gutscheine sind nicht einmal genug für ein Tier. Und dann ist der Migrationschef gekommen und hat gesagt, dass alles gut ist (während die Presse und das Fernsehen bei ihm waren, deshalb musste er den Guten spielen).

Nachdem wir die Aktion beendet haben, haben wir hinter der Bühne des Theaters wieder die Realität gesehen, und sie haben ungerechte Forderungen gestellt. Ein Beispiel: Es war es uns nie erlaubt zu arbeiten, trotzdem haben sie immer über Arbeit gesprochen. Wie kann jemand arbeiten ohne Papiere?! Viele von uns konnten nicht zur Schule gehen, und trotzdem fragten sie uns oft nach unseren Deutschkenntnissen. Deshalb wurde die Autonome Schule gegründet, sie half den Leuten viel und hilft noch immer.

Es gibt viele Worte, die ich aus mir heraus sagen muss, aber niemand hört zu. Die Geschichte ist, dass ich ein illegaler Mensch geworden bin. Als ich aus einer schwierigen Situation geflüchtet war, kam ich direkt in eine neue schwierige Situation. Statt die Freiheit zu finden, wurde ich in einen Bunker unter der Erde gesperrt. Statt Rechte kennenzulernen, habe ich Migrosgutscheine bekommen.

Sie haben mir eine Liste von Regeln aufgezählt. Ich darf nicht in die Zone 10 gehen. Die Migrosgutscheine bekomme ich unter der Bedingung, dass ich sie zu einer bestimmten Zeit abholen muss. Und die Migrosgutscheine sind nirgends gültig ausser in der Migros.

Die Polizei kann mich überall kontrollieren. Sie können mich sofort verhaften, und der einzige Grund dafür ist, dass ich ein illegaler Mensch bin. Ich weiss nicht, ob das auf unserer Stirn geschrieben steht, dass wir illegale Menschen sind. Es passiert oft und interessiert niemanden. Wir suchten Lösungen. Die einzige Möglichkeit, die wir noch haben, ist zu demonstrieren, solange das noch erlaubt ist. Wir haben das oft gemacht, und wir machen weiter. Trotzdem lehnt das Migrationsamt eine Lösung für uns ab.

Sie spielen mit uns.

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